Dienstag, 2. März 2010

Depeche Mode in Düsseldorf

The End of the Universe
27.02.2010

Vorerst zum letzten Mal wird ein Eintrag mit „DEPECHE MODE in …“ beginnen und vorerst zum letzten Mal werde ich von einem Wochenende „on the Universe“ berichten.
Was man vor noch 10 Monaten kaum in Augenschein genommen hatte und was einem so weit weg schien, dass war nun doch unweigerlich da, das Ende der Tour of the Universe 2009/2010.
Es ist Sonntagabend und noch immer befinde ich mich in Düsseldorf und Dank einer sehr stürmischen Erscheinung, mit Namen Xynthia, hat es uns noch einmal an den Ort, an dem die Tour of the Universe endete, zurückverschlagen.
Ich stehe auf der Hotelterrasse und blicke auf das Innere der Espritarena und kann es selbst kaum glauben.
War das ein Wink des Schicksals!?
Unserer Heimreise wurde schon am späten Nachmittag ein schnelles Ende gesetzt, als wir durch die Auskunft der Airline, eine Mitteilung bekamen, dass heute kein Flug mehr von Düsseldorf gehen wird und wir frühestens Montag in den Morgenstunden weiterreisen könnten.
Auf den Flughafen wollten wir keineswegs ausharren, denn es konnte ja niemand genau sagen, wann Xynthia, ein böses Orkantief, weiter zog. Wir beschlossen uns ein Hotelzimmer zu nehmen, wo wir uns die Stunden bis zum Weiterflug ein wenig ausruhen konnten. Die Airline empfahl uns dann eines ihrer, im Vertrag befindlichen Hotels und übernahm sämtliche Kosten dafür.
Ja, so sind wir dann hier gelandet, im Tulip Inn Arena, dem Kongresshotel der Esprit-Arena Düsseldorf. Die Terrasse auf der ich mich befinde, bildet eine der Ehrentribünen im Inneren des riesigen Fußballstadions, dem Stadion, in dem noch vor noch nicht einmal 20 Stunden Depeche Mode ihr letztes Konzert, dieser Tour gegeben haben.
Inzwischen ist es dunkel und nur die vielen Ein und Ausgänge kann man durch die Notbeleuchtung erahnen. Von dem riesigen Stahlkonstrukt der Konzertbühne ist nichts mehr zu sehen. Dort wo, vor noch wenigen Stunden Fans und Band ausgelassen tanzten und feierten, ist es wieder still und friedlich. Die Schutzböden wurden längst wieder vom Rasen entfernt und nichts erinnert mehr an den gestrigen Abend. Statt des unvergleichlichen Sounds der Musik, hört man nur noch das Heulen des Windes, wie er sich den Weg durch die Spalten und Stahlgerüste, hinein in die Arena bahnt.
Es ist, als sei all das, nicht passiert, was wir hier gestern erleben durften.
Als wäre alles nur ein wunderbarer Traum, aus dem man nie erwachen möchte.
Also schließe ich meine Augen und sehe sie wieder vor mir, die vielen Lichter der Bühne, Dave, wie er wild seine Pirouetten dreht, Fans wie sie schreien und jede Textzeile singen und höre die Musik und sehe die Freunde, die mich die letzten Monate von Konzert zu Konzert begleiteten.
Mein Herz wird schwer und es bildet sich ein unbeschreiblich beengendes Gefühl in der Brust. Nun kullern die ersten Tränchen auch bei mir und es ist wohl mal Zeit sich dessen bewusst zu werden, was so die letzten Monate auf einem so alles eingeprasselt ist. Fing doch alles mit einer Pressekonferenz an und der Idee auf EIN (wohlgemerkt) Konzert von Depeche Mode zu gehen.
Daraus geworden sind 5 tolle Konzerte, in einem bewegendem Jahr mit allen möglichen Höhen und Tiefen. Auf unseren Weg haben wir unbeschreiblich liebe Menschen kennenlernen dürfen und sogar Freunde fürs Leben gefunden. Wir haben erfahren, was es heißt stundenlang am Eingang jedem Wetter, ob Sonne satt, Sturm, Regen oder Schnee zu trotzen, um am Ende dann in den vorderen Reihen, der Band ganz nah, zu jubeln zu können.
Wir haben gezittert und uns gesorgt, als wir von der schrecklichen Nachricht erfuhren, dass Dave an einem Tumor erkrankt ist. Wir haben nach all den Sorgen dabei sein dürfen, wie Dave und die Jungs nach der Zwangspause, ihr erstes Konzert in Leipzig gegeben haben.
Jedes unserer Konzerte hatte Besonderheiten und bei jedem Konzert wurde die Band frenetisch von den Fans gefeiert.
Ich glaube es waren wohl, die aufregendsten Monate der letzen Jahre und das nicht zuletzt, weil ich es nach 17 Jahren endlich geschafft habe, auch die Zeit und die Möglichkeit zu finden, meine Lieblingsband live zu sehen.
Der emotionale Höhepunkt dieser Konzerttour liegt aber nun doch erst wenige Stunden zurück und hat an dem Ort stattgefunden, wo ich mich noch immer befinde und deshalb werde ich nun mit meinem letzten Konzertbericht beginnen.

***
Unserem nächsten Konzertwochenende sollte erst einmal eine Mutprobe vorangehen, denn der Ort des Geschehens lag 500 km von uns entfernt und so beschlossen wir, nach dem Schneechaos vom Januar und aus Zeitgründen mit dem Flugzeug anzureisen.
Da ich allerdings noch nie geflogen bin, schlug mir die Idee und Umsetzung schon Wochen vorher gewaltig auf dem Magen.
Am Freitag, den 26.02. um 19.00 Uhr war es dann soweit, nach dem Check inn und dem Bodycheck (für Modefans auf Tour, ist das ja nichts Neues  ) war es dann endlich soweit.
Etwas mulmig und wackelig auf den Füßen, stieg ich aus dem Bus, der uns zum Flugzeug brachte. Unsere Maschine war eine kleine Propellermaschine, der Firma Bombadier, mit der Bezeichnung Q400, die aber auch als Dash8 bezeichnet wird. Warum mich letztere Bezeichnung an eine Waschmaschine erinnerte, lasse ich jetzt mal dahingestellt. Jedenfalls war ich froh nach einem ungewohnten Gefühl, der Bodenlosigkeit und dem Schleudergang beim Landeanflug auf Düsseldorf, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
Wie ich ja schon im Vorfeld erwähnte, hatten wir an diesem Wochenende mal zur Abwechslung mit Wind und Regen zu tun.
In Düsseldorf war bei unserer Ankunft derweil schon das erste, von den zwei letzten Tourkonzerten im vollen Gange und einen kleinen Blick konnte ich ja auf die Esprit-Arena schon werfen, denn unser Landeweg führte uns über selbige hinweg. An diesem Abend beschlossen wir allerdings keine großen Sprünge mehr zu machen. Viel zu wichtig war uns der Tag danach. So wurde nach dem gemütlichen Einchecken in unserem loungigem Hotel, ein wenig die Gegend erkundet und das Restaurant „goldene Möwe“ gestürmt und danach chillten wir im Zimmer mit Fernsehunterhaltung und einer Tüte Gummibären ab.
Der nächste Morgen begann gemütlich. Nachdem wir geduscht und gehübscht waren, wurde erst einmal in der Hotellobby nett gefrühstückt.
In unserem Hotel waren noch einige andere Fans untergebracht und so kam man auch da schnell ins Gespräch und lernte auch dort wieder liebe nette Menschen kennen.
Dann begann die gleiche Procedure, wie jedes Mal. Freunde ansimsen, Tickets, Traubenzucker, Proviant verstauen und noch schnell die Fanzettel einpacken, dann aber ab zur Arena.
In Düsseldorf war das alles ganz easy. Bis zum Hauptbahnhof dauerte es nur ein paar Minuten und von dort konnte man bequem mit der U-Bahn fahren.
Die Arena war wirklich riesig groß und momentan war mir, laut unserer Recherche und dem mitgeführten Plan nur eines klar. Das wir da einmal ums Karree mussten, um die Innenraum, bzw. FOS Eingänge zu finden.
Ein Ordner schickte uns dann zu einem Eingang, an dem Nord-Ost stand und ich war mir eigentlich sicher, dass es für mich der falsche Eingang war, wenn man links vom Steg stehen möchte.
Vor diesem Eingang stand allerdings kaum jemand davor und als auch Regine uns davon überzeugte, heute mal eine neue Perspektive zu probieren. Beschlossen wir nun einfach dort zu bleiben und ich nistete mich sogleich mal in eine, der noch freien Schleusen ein.
Das waren ja schon mal tolle Vorraussetzungen, für ein möglichst weites „nach vorn kommen“.
Es dauerte auch eine ganze Weile, bis sich der Eingang füllte und doch war es wohl die richtige Wahl. Denn der Andere Eingang hatte wohl weitaus mehr Schleusen und war bereits auch im Vorfeld schon am Morgen leicht überfüllt.
Nach Regen, Sonnenschein und wieder neuen Bekanntschaften, ging es wieder auf den Einlass zu. Es versammelten sich immer mehr Ordner und inzwischen waren auch die restlichen Leute, mit denen ich mich treffen wollte eingetroffen.
Meine Soulies waren noch was essen und außer Heike hatte wohl auch keiner von denen noch FOS. So blieb uns nur die Kontaktaufnahme über das Telefon.
Beim Einlass ging alles ganz schnell… Taschen kontrolliert, Kärtchen abgerissen und ab durch die Mitte, oder sagen wir mal lieber so. Die Arena in die entgegen gesetzte Richtung zurück. Während wir morgens den Weg zum Eingang , außerhalb des Zaunes vorbeiliefen, rannten wir nun die gleichen Strecke noch mal innen lang. Auf der Hälfte des Weges ging es endlich in die Mitte rein, dann noch mal nach rechts, wegen dem netten Vermerkt, ERSTE ABSPERRUNG auf den Karten und dann haben wir es endlich geschafft. Wir waren drinnen und standen wieder REIHE 1. Diesmal allerdings, wie abgesprochen direkt am Stegende links. So konnte ich genau in den Graben schauen und vor allem hatte niemanden der mir die Sicht auf die Bühne verhagelte.
Da der Steg ja nicht so lang ist, war auch die Entfernung nicht tragisch, was aber letztendlich der ausschlaggebende Punkt war. Der doch recht nahe und flache Steg.
Denn wer auch immer von den Jungs dort nun entlang laufen würde. Er würde uns sehr nah kommen.
Inzwischen hatte auch Heike uns erreicht und ich war echt Happy sie auch endlich kennenlernen zu dürfen.
Die anderen wollte ich diesmal unbedingt auf der Aftershow treffen.
Bei diesem Konzert war irgendwie alles anders als sonst. Es lag anfänglichst schon eine Abschiedsstimmung in der Luft. Und als die Vorband Nitzer Ebb dann während ihrer Einheizshow ein Crewmitglied von Depeche Mode auf die Bühne rief, war der Anfang eines außergewöhnlichen Abends bereits eingeläutet.
Wie immer fing das Programm von Depeche Mode mit drei Titeln des neuen Albums an und Dave war super gut drauf.
Während „Walkin in my shoe´s“ habe ich den gesamten Song über mein Telefon in die Luft gehalten, damit Yvonne und Daniel mithören können.
Leider waren unsere beiden treuen Begleiter diesmal nicht mit dabei.
Aber wir leben ja im Zeitalter der Telekommunikation und so kann man heute, Direktberichte aus der Arena in die Heimat senden.
Bis zu Mart´s ersten Song war irgendwie, mal abgesehen davon dass Dave sich immer wieder bei den Fans und seinen Mitstreitern bedankte noch alles normal.
Nach “One Caress” und “Home” mit einem 7 min Improvisionschor und Hits, wie „Enjoy the Silence“ und „Miles away(the truth is)“, wurde dann auch dann auch endlich „Never let me down again“ gespielt.
Wie üblich ging Dave beim Hand´s Up Part auf den Steg. Mein Herz schlug in dem Moment, als er vor uns auf dem Steg hockte, bis an den Hals. Dave war nur noch eine 2 Tinaarmlängen weit weg. Er hatte beide Hände vor das Gesicht und war sichtlich gerührt. Er hatte Tränen im Gesicht. (Zumindest ist das meine Vermutung und die vieler anderer Fans). Von diesem Moment war alles anders, wie auf all den anderen Konzerten. Es war einfach nur Emotion pur.
Im Steg standen derweil auch die Töchter von Martin Lee F. Gore und feierten jeden Song mit.
Während der kurzen Pause zu den Encores verteilten wir dann die Flyer für die Fanaktion. Ziel war es ja mit einem Meer von Zetteln, auf denen „DM Come back“ steht, die Arena zu füllen und der Band damit zu danken.
Nach der Pause trat Martin Lee Gore ans Mikrofon. Die ersten Takte von „Somebody“ wurden angespielt und mir rannen dicke fette Kullertränchen über das Gesicht. Wieder so ein Song aus meiner Jugendzeit und der Song, den er vor einer Woche genau, mit Alan Wilder in der Royal Albert Hall gesungen hatte. Es war gigantisch einen Chor von 50000 Fans Somebody singen zu hören und zu fühlen. Es waren nur noch 3 Lieder und nach Stripped, konnte man eine Stecknadel fallen lassen hören. Denn jeder wartete nun auf den vorletzten Song und da nicht gleich im Anschluss, wie auf der Tour üblich „Behind the wheel“ nachgelegt wurde, lag die Vermutung auf den Überraschungssong schon nahe…. Kurz flimmerte auf der Leinwand ein Filmchen mit einem Tonband auf und von da an, wusste es jeder ….
„Photographic“ Dave sagte nichts dazu, aber jeder kennt den Titel.
Der Titel Nummer 1., der vor 30 Jahren veröffentlicht wurde. Die Halle hat getobt und mich überzieht heute noch eine riesige Gänsehaut, wenn ich daran denke.
Aber das sollte nicht alles gewesen sein, denn am kurz vor dem letzten Lied und unserer Fanaktion, hat sich Dave bei allen bedankt. Bei dem Management, bei Daniel und vor allem auch bei uns Fans und just in dem Augenblick gingen tausende Sign´s über den Köpfen hoch. Und das Bild was sich dem Zuschauer bot, kann man einfach nicht in Worte fassen.
Es war so gigantisch und machte den Song „Personal Jesus“ zu einem unvergesslichen Ereignis.
Nach der Verabschiedung der Jungs war sie dann da, die unbeschreibliche Leere. Wir verabschiedeten uns von unseren Konzertbegleitern, Freunden und ein alter Bekannter, war auch wieder dabei.
Poul, ein Fan aus UK, den wir auf unserem ersten Konzert kennengelernt haben.
Der Nachhauseweg war nicht nur emotional einfach nicht ertragbar, auch körperlich in einer völlig überfüllten U-Bahn wurde der Zustand des Körpers voll gefordert und so habe ich mich dann entschieden, lieber auf keine Aftershow mehr zu gehen.
Mit einem unendlichen Gefühlschaos und etwas zu Essen ging es zurück zum Hotel, dort schlief ich dann auch erschöpft nach der Begutachtung unserer Videos und Fotos ein.
Am nächsten Tag, räumten wir nach dem Frühstück und dem Packen unser Zimmer und machten uns auf den Weg in die Stadt. Dort gingen wir noch einwenig auf der „Kö“ spazieren. Als wir am „Breidenbacher Hof“ dem Hotel vorbeikamen, bauten die Pförtner gerade Absperrungen auf und da man das sicher nicht macht, weil dort ein Scheich gerade eintrudelt, zückten wir schnell mal unsere Cam und harrten der Dinge, die da kommen aus.
Wir hatten Glück sahen Mart, Fletch und auch Peter waren noch mit ihren Familien da.
Mit einem netten Filmdokument in der Tasche und voller Erinnerungen machten wir uns gegen 16.00 auf dem Weg zum Airport….

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und damit bin ich auch da wieder angekommen, wo meine Story begonnen hat, auf der Terasse des Tulip Inn Düsseldorf in mitten einer leeren Esprit Arena.

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Finish
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